Verkehr & Moderne: Eisenbahn, Züge


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Auch die Eisenbahn prägt das Bild des Rheins. Schon im 19. Jahrhundert legten Gleise und Tunnel sich eng an den Fluss, machten die Täler durchlässiger und verbanden Städte und Dörfer. Für viele Reisende wurde die Zugfahrt am Rhein selbst zum

Erlebnis – das Panorama im Wagenfenster war Teil der Rheinromantik.

Doch Züge zeigen auch die andere Seite: Lärm, Geschwindigkeit und Erschütterung durchschneiden die Landschaft. Wo Burgen und Weinberge für Ruhe und Beständigkeit stehen, markiert die Bahn den Aufbruch in die industrielle Moderne. Zwischen romantischem Panoramablick und technischer Störung bleibt die Wahrnehmung des Rheins zerrissen.

So wird die Eisenbahn zum Sinnbild der Ambivalenz: Sie öffnet den Blick auf den Rhein – und verstellt ihn zugleich.

Das Reiterstellwerk – eine Elegie
von Markus Wantzen
mit belegter Stimme vorzutragen

Seit vielen Jahren steh’ ich schon hier
und überspanne vier Gleise.
Viele Züge rasen unter mir
unterwegs, unterwegs auf der Reise.
Woher sie kommen? Wohin es sie treibt?
All das kann ich nicht wissen.
Einer, der immer hier stehen bleibt,
muss all dies Wissen vermissen.

Einst war ich wichtig:
Es wurde in mir viel geschaltet,
und dann war ich nichtig,
denn ich war plötzlich veraltet.
So stand ich verrostend am Rande des Rheines
und wurde sehr lange nicht saniert.
Welch ein Schicksal! Gedenk’, es wär’ deines!
Da hat mich grässlich geniert.

Schließlich hat man sich meiner besonnen,
mir einen neuen Anstrich verpasst.
So herrlich, die Renovierungs-Wonnen!
machten mich glücklich – doch leider nur fast:
Ich bin nicht mehr Herrscher der Bahnen.
Ihr tatet, als ob Ihr mich bräuchtet,
meinen einstigen Wert kann man nur noch erahnen
und nachts: bin ich romantisch erleuchtet.

Die Züge und ich: Wir haben so vieles gemeinsam!
Sind doch wir beider Beine aus Eisen!
Aber ich – steh’ hier immer sehr einsam
– und würde so gerne verreisen.