Kultur & Geschichte: Burgen


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Unsere Vorstellungen vom Rhein sind ohne Burgen kaum denkbar. Sie markieren den Flussraum seit Jahrhunderten – als Zollstationen, Residenzen und Machtsymbole. Ihre Mauern erzählen von Herrschaft, Konflikten und Kontrolle, doch ihr heutiges Bild ist stark durch Projektionen überformt.

Im 19. Jahrhundert wurden viele Burgruinen zu Projektionsflächen für Sehnsucht und Erinnerung. Was einst Orte von Krieg, Fehden oder Zerstörung waren, verwandelte sich in Symbole einer romantisierten Vergangenheit. Rheinfels etwa zeugt von Wehrhaftigkeit und politischer Macht, wird heute jedoch als Ruine fast selbstverständlich mit Romantik assoziiert. Ähnlich verhält es sich mit Ehrenfels, Burg Katz oder dem Mäuseturm: historische Funktion und spätere Verklärung liegen eng beieinander.

An diesen Beispielen wird das Fragezeichen von RHEIN!ROMANTIK? sichtbar. Burgen lassen sich nicht nur als Ruinen romantisieren, sie bleiben zugleich Zeugnisse einer oft brutalen Wirklichkeit. Zwischen Mythos, Sage und nüchterner Geschichte entsteht ein Spannungsfeld, das bis heute unsere Wahrnehmung des Rheins prägt.

Burg Ehrenfels – Macht, Zwang und romantische Verklärung

Burg Ehrenfels oberhalb von Rüdesheim war keine idyllische Burg, sondern ein Instrument der Kontrolle. Als Zollburg des Mainzer Erzbistums zwangen ihre Herren die Rheinschiffer zur Abgabe – wer sich weigerte, wurde mit Ketten gestoppt, beraubt oder eingesperrt. Nicht zufällig galten die Mainzer Erzbischöfe im Volksmund oft als „Raubritter in geistlichem Gewand“: Sie nutzten die Burg, um ihre Macht brutal durchzusetzen und den Rhein zum „Fluss der Zölle“ zu machen.

Burg Rheinfels – zwischen Heiliger Erinnerung und romantischer Patina

Burg Rheinfels thront über St. Goar als Ruine, die einst Symbol für Macht und Wehrhaftigkeit war. Gleichzeitig ist sie Projektionsfläche für Mythen und romantische Vorstellungen. Der Heilige Goar – Namensgeber der Stadt – wird traditionell mit dem Ort verbunden, doch eine direkte historische Verbindung zur Burg ist nicht belegt.

Mäuseturm Bingen – Sage und Sehnsuchtsbild

Der Mäuseturm im Rhein bei Bingen erscheint heute wie ein romantisches Wahrzeichen: einsam auf einer Insel, umgeben von Wasser und Abendlicht. Doch seine Bekanntheit verdankt er einer grausamen Legende: Ein habgieriger Bischof soll Arme und Hungernde eingesperrt haben – bis ihn selbst eine Mäuseschar verfolgte und im Turm fraß.

Oberwesel 1689 – Fortschritt und Verwüstung

Der Ochsenturm in Oberwesel und die Schönburg sind steinerne Zeugen des Weseler Kriegs von 1689, als französische Truppen große Teile der Stadt zerstörten. Zum ersten Mal wurden dabei Kanonen eingesetzt – ein gewaltiger Fortschritt aus damaliger Sicht, der jedoch nur Tod und Verwüstung brachte.

Ein Schleier der Vergangenheit legte sich im Lauf der Jahrhunderte über die Mauern. Er verwandelte Orte des Schreckens in romantische Bilder, malerisch verklärt im Abendlicht über dem Rhein.

Hexenturm St. Goar – Patina des Vergessens

Nicht die „bessere Welt“,
sondern Zehntausende Opfer der Hexenverfolgung
stehen für das wahre Gesicht jener Zeit.

Erst der Deckmantel des Vergessens,
die romantische Patina späterer Jahrhunderte,
überlagerte das Grauen und verwandelte es
in ein scheinbar malerisches Bild.

Der Turm bleibt Mahnmal –
gegen Verklärung,
für Erinnerung.

Burg Katz – Zerstörung, Machtspiel und romantisches Bild

Burg Katz, ursprünglich „Burg Neukatzenelnbogen“, wurde im 14. Jahrhundert von der Grafschaft Katzenelnbogen als Machtsymbol und Zollburg erbaut. Ihre Lage oberhalb von St. Goarshausen machte sie zu einem wichtigen Kontrollpunkt am Rhein.

1795 wurde Katz durch französischen Beschuss weitgehend zerstört – ein Beispiel für die brutale Realität der Machtkämpfe am Mittelrhein. Was blieb, war eine Ruine, die im 19. Jahrhundert von Malern und Dichtern der Rheinromantik als pittoreskes Motiv verklärt wurde.