
„RHEIN?ROMANTIK? en passant: Bilder unserer Ausstellung“

Texte: Ines ?
und Monika Boess
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Autoren
Texte
Hexenturm in St. Goar: Walter Nussbaum
Der kantige Turm, eine Schieferhaube tragend, Geschichten in sich verbergend, aus Zeiten, die nicht mehr sind. Im zauberischen Licht hält er sich und seine Zeit gefangen.
Geradlinig und mit dicken Mauern erbaut, hat der Turm seit Jahrhunderten seine Identität bewahrt. Im fahlen Licht wirkt er fast fehl am Platz, aus der Zeit gefallen, unwirklich, weil seine Wehrhaftigkeit nur noch Dekoration zu sein scheint.
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Herbstlaub: Christine von Gyschinsky
Der Rhein als Traumstrand, ein Ort am Strom, Hügelketten, Wald auf harten Schiefergestein stockend. Silbern leuchtet der Fluss in den herbstlichen Tag. Müde Blätter häufen sich zu einem goldenen Haufen. Viel Abschied liegt in diesem Bild.
Herbstlaub, Raschellaub, der Wind kann es überallhin tragen. So golden und vergänglich wie jeder Augenblick.
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.. dass ich so traurig bin: Wolfgang Domakowsky
Goldenes Haar, dunklen Muscheln gleich das Auge. Aus schwarzen Fäden tränen goldene Perlen hervor. Prall und rot der Mund, gepresst das Antlitz in ein steinernes Gebilde aus Katzengold.
Was erzählt die Gestalt in diesem Bild?
Nur ahnen kann man, was in dir vorgeht. Du gibst dein Inneres nicht preis. Schaust im Geheimen du zu mir, dann wird dein Blick auf alles, was bedrückt, mit Gold durchwirkt.
Was macht mein Blick mit dir? Im Auge des Betrachters liegt die Trauer, die Sehnsucht, die Verheißung.
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Rheingold: Anne Engers
Windfetzen im Nebelhauch, ein wilder schwarzer Schauer. Es toben die Elemente, es bäumt sich auf das goldene Geäst im silber-schillernden Grund. Keine guten Träume ziehen mit dem Schwarz der Wolken.
Rheingold im Sturm
Wild verwirbelt
Ganz zaghaft bricht ein wenig Licht durch das Grau
Wirbelt es weg von mir?
Wird es zu mir geweht?
Lass‘ ich mich hineinzieh’n?
Wer ist das Gold?
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St. Kastor, Koblenz: Helga Warnke
Kaltblau, in winterlicher Strenge, ein Gewirr von Ästen, in undeutlichen Konturen, erheben sich drei Türme, schattengleich, wie aus einem Meer der Dornen. Es fallen Schneeflocken, nassschwer in die schon vertraute Traurigkeit.
Wie im Spiegelkabinett scheinen sich die Kirchtürme zu vermehren und immer schattenhafter zu werden. Oder verschmelzen sie mit den Zweigen der Bäume, mit den Wolken am Himmel, wo geht die Reise hin?
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Kein Bock auf Mäuseturm: Klaus Klein
Der Turm im Fluss, davor flockig-heiter, eine Staffelei. Die Leinwand leer, der blaue Kittel lässig abgehängt, ein Stift achtlos angebracht. Wilde Farben werfen Bäume und Gebüsch in den Sommer hinein.
Die kreative Pause lockt die Farbtupfer auf die Leinwand und gibt ihnen die Freiheit, sich dem Maler anzuvertrauen.
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Rheinblick 2: Adolf Eberle
Masten ragen ins Blau des Himmels, jenseits der trennenden Mauer, die den Lärm in Schach halten will. Beton harrt beständig der Dinge. Ein Moment, den es auszuhalten gilt.
Klare Linien, blau in blau, selbst die Gardinchen versuchen, sich an das Blau des Wassers anzunähern. Nur die Fahrräder wollen sich nicht anpassen – ein trotziges Rotorange, Weiß und Schwarz – als ob sie deutlich zeigen wollen: Wir haben mit dem Wasser keinen Vertrag.
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Koexistenz: Jürgen Weber
Ein Schiff, irgendwo. Viel Blau, prosaisch prankt eine Nummer daran. Mit düsterer Leere gefüllt, ein Kabinenfenster. Unzählige Räder im Stillstand, verharren am Oberdeck.
Wohin geht die Reise?
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Spätlese: Angelika Noka
Eine Landschaft, gesprenkelt in Farben. Es leuchtet der Fluss, darüber die Berge im vergehenden, sich im Dunkel der Wälder verlierenden Lichts. Ein Zauber bleibt haften. Golden leuchtet es aus dem Grund.
Feurige Farben, Sonnenuntergang, alles wird aufgewühlt, bis mich der Fluss an die Hand nimmt. Mit Ruhe und Bedacht ziehen die kleinen Wellen weiter. Die Sonnenstrahlen lassen sich auf dem Wasser nieder, werden ruhiger und lassen nicht mehr los.
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Silvester in Bingen: Ankica Tadic
Die Nacht, zerrissen von Farben. Der Fluss getaucht in ein flüchtiges Gold. Wie eine tobende Gicht erhebt sich der Ufersaum.
Hast du einen Fluss in der Nähe, lässt sich das Licht vermehren, musst du die Dunkelheit nicht fürchten.
