MAHA Orientalischer Tanz


Wir freuen uns, die Bauchtanzgruppe MAHA zur Vernissage unseres Projekts RHEIN!ROMANTIK? am Samstag, den 25. Mai 2024, um 18 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses in St. Goarshausen begrüßen zu dürfen. Die Gruppe, die seit über fünfzehn Jahren die orientalische Tanzszene in Koblenz und Umgebung bereichert, wird das Publikum mit einer Mischung aus traditionellen ägyptischen Tänzen und dynamischen modernen Interpretationen unterhalten. Ein besonderer Blickfang sind ihre meist selbst entwickelten und geschneiderten Kostüme. Wir möchten uns schon jetzt sehr herzlich für ihr Engagement bedanken.

Die Bauchtanzgruppe MAHA übernimmt bei unserer Vernissage eine sehr wichtige Brückenfunktion. Auf der einen Seite setzen sich die Exponate unserer Ausstellung ausnahmslos mit der Rheinromantik auseinander, während auf der andern Seite die Laudatio auf die gleichzeitige Orientromantik eingehen wird. Tatsächlich betrachtet die Laudatio die Rhein- und die Orientromantik als Geschwister, die zur Zeit der Romantik und darüber hinaus nicht selten von ein- und denselben Dichtern, Schriftstellern oder Malern in Verse gefasst, in Romanform gegossen oder auf Bilder gebannt wurde.

An dieser Stelle nun schafft der Bauchtanz eine sichtbare, reizvolle und aktuelle Verbindung zwischen Rhein- und Orientromantik, weil er eine transkulturelle Verbindung zwischen Orient und Okzident darstellt. Er stammt zwar unzweifelhaft aus dem Alten Orient, hat aber im Verlauf der Jahrhunderte im Orient bereits eine Reihe von Transformationen unterlaufen, die unter dem Einfluss des Westens und schließlich mit seiner Adaption in Europa und den USA noch einmal eine ganz eigene Richtung nahm.

Ob der Bauchtanz ursprünglich auf Fruchtbarkeitsriten zurückgeht oder nicht, müssen wir hier nicht entscheiden. Schon zu Zeiten des arabischen Kalifats bestand eine seiner Funktionen jedenfalls in der Unterhaltung eines (zumeist männlichen) Publikums, und diese Funktion hat er in der Folge nie mehr abgegeben. Übrigens gibt es viele regionale Varianten des Bauchtanzes, bei denen auch verschiedene Körperregionen akzentuiert werden. Eigentlich heißt der Bauchtanz „orientalischer Tanz“, und nicht immer stehen Bauch und Hüften im Mittelpunkt. Auch die Schultern, die Brust, die Arme, die Hände oder die Beine können maßgeblich zur Wirkung des Bauchtanzes beitragen.

Transkulturell ist der Bauchtanz in dem Sinn, dass er seine heutige Gestalt erst in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts in den nahöstlichen Metropolen erhielt, wo Kabaretts, Variétés und andere Etablissements ihr Programm am Geschmack von (zumeist westlichen) Touristen oder Handlungsreisenden ausrichteten. Der starke Einsatz des Schleiers als zentrales Requisit wurde dann in den USA entwickelt, wo der Schleier (wie auch in Europa) als wesentliches Element des erotischen Orients galt. Man denke nur an die Bedeutung von Salome in der europäischen Malerei und Musik, die mit der Enthauptung Johannes des Täufers in eine ursächliche Beziehung gebracht wurde. Noch jünger ist die Verbreitung des Bauchtanzes in den USA und Europa seit den siebziger Jahren, wo er feministisch vereinnahmt, sportlich ausgearbeitet und athletisch eingesetzt wird.

Prof. Dr. Susanne Enderwitz


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